Wiedersehen

Der Wecker reißt mich in einer ungöttlichen Frühe aus dem Schlaf. Eigentlich will ich weiterschlafen, doch der Ring lockt wieder. Es ist 24h-Rennen. Zwar noch "nur" die Qualifyings und RCN, aber dennoch. Nach der viel zu langen Pause ist es mir einfach danach, also stehe ich auf, zwinge mich unter die Dusche, ziehe mich an und überprüfe noch einmal meine Fotoausrüstung. Die habe ich zwar an dem Abend zuvor gepackt, aber Kontrolle ist immer besser. Langsam kommt sowas wie Vorfreude auf, auch wenn sich viel geändert hat.

Der Boxster ist nicht mehr, stattdessen Mercedes Kombi. Irgendwie schnöde, dazu noch in dem allgegenwärtigem Mercedes-Silber. Egal, Hauptsache, es geht zum Ring. Für die gute Laune gönne ich mir auf der Fahrt eine Extraportion Hard Rock und Metal. Amazon Music im Auto hören zu können ist schon was feines. Unterwegs mache ich einen kurzen Stop am Rasthof Ville und trinke einen Kaffee. Es ist Vatertag und zu dieser frühen Zeit sind die Autobahnen noch nicht so voll. Ich komme gut durch und spüre auch ein wenig Kribbeln im Bauch. 24h-Rennen. Wieder. Die Pause war viel zu lang. Noch dazu bin ich "ein Bißchen" mit Uwe von EiFelking Racing verabredet.

Uwe und die EiFelkinder sind auch der eigentliche Grund, wieso ich so früh aufgestanden bin. Die RCN fährt an diesem Donnerstag als allererste Rennserie. Ich habe den Besuch bei EiFelkind Racing nicht vergessen (es sollte mein letzter Besuch am Ring vor der Corona-Pause sein). Je mehr ich daran denke, desto mehr Freude kommt auf. Motorsport zum Anfassen. Mittendrin. Die Erinnerung ist da, was könnte besser sein als eine Wiederholung?

Die Eifeler Landstraßen sind genau so, wie ich sie in Erinnerung habe, aber selbst die herumschleichenden Eifeler oder der eine oder andere LKW machen mir nichts aus. 24h-Rennen-typisch sind die guten Parkplätze alle reserviert oder belegt, doch mit etwas Glück erwische ich eins in erträglicher Nähe. Fotorucksack auf die Schultern und los geht's. OK, zusätzlich zum Rucksack habe ich mir neulich den TriLens von Frii Designs gegönnt, was auf mein Gürtel wandert. Schluß mit Rucksack ablegen zum Objektivwechsel. Noch eine Sache, auf die ich mich freue.

Es ist fast Startzeit für die RCN. Ich rufe Uwe an. Im kurzen Gespräch fühlt es sich so an, als wäre es gestern gewesen, daß ich einen Tag mit seinem Team verbracht habe. Wir verabreden uns. Wieder geht es auf der Fläche vor T13, genau so wie letztes mal.

Nach einer kurzen Wartezeit ist Uwe da und ich komme in dem Genuß von einer RCN-Karte. Es geht in die Box und wieder rein ins Leben von EiFelkind Racing. Fotofrafisch fühle ich mich aus der Übung, so schieße ich eher aus Ideenlosigkeit einige portraitähnliche Aufnahmen. Probiere den Objektivwechsel. Klappt problemlos. Bis es Zeit für die Boxsenstops ist, schlendere ich ein wenig durch die Boxengasse und suche mir ohne besondere Präferenzen ein Paar Motive. Klappt einigermaßen. Ich hoffe, ich gehe keinem auf dem Keks mit meiner Kamera.

Als es an die Boxenstops geht, habe ich so viel von meiner fotografischen Erfahrung wieder zusammen, daß ich "nur" aufpassen muß, nicht im Wege zu stehen. Einer nach dem anderen kommen mir die Motive vor die Linse und ich drücke ab. Von mir aus könnte es ewig so weiterlaufen.

Langsam fühlt es sich an, als wäre ich nie weggewesen und als läge mein letzter Besuch bei Eifelking keine drei Jahre zurück. Das Team ist genauso nett und offen wie einst und das ganze schlägt sich in immer besser werdenden Bildern nieder. Jemand fragt mich, wo die Bilder zu sehen sein werden. "Im Internet", antworte ich und muß lachen. Ehrlich gesagt, weiß ich in dem Moment noch nicht, wo ich die Bilder hochlade. Uwe bekommt sie auf alle Fälle.

Schnell, viel zu schnell ist alles vorbei und es geht zum Teamlager. Es macht mittlerweile Spaß, Paparazzo zu spielen und den Abbau und das Einpacken auf den Chip zu bannen.  Am Ende werde ich noch von einem der Teammitglieder zurück zur Grand-Prix-Strecke gefahren.

Der Rest des Tages landet irgendwo unter ferner liefen. Ein Paar Fotos vom Ring Boulevard, einige halbwegs gelungene Mitzieher vom WTCR-Qualifying sowie einige uninspirierte Aufanhmen aus dem Paddock sind alles, was zustande kommt. Als ich mich auf dem Weg nach Hause mache, denke ich nicht daran.

Stattdessen denke ich an das Wiedersehen mit EiFelkind und kann in Worte nicht fassen, wie dankbar ich für diese Erfahrung bin.

P.S. Die Bilder gibt es hier.

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