Old Music And Silver Linings

"Even the darkest cloud has a silver lining". Alter und abgenutzter Spruch. Weil es genau dem, der in dem Moment in der Wolke steckt, nichts nützt. Vor lauter Wolke sieht man nicht mehr den Silberrand. Oder nur selten. Heute war mal wieder so ein Tag, wo immer dunklere Wolken aufzogen. Im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne. Da darf ich mich wohl bei meinem Gedächtnis bedanken. Und bei einer heute vergessenen Band.

Es war seinerzeit nicht leicht in Bulgarien, an gutes HardRock und Metal zu kommen. Allerlei Verbote waren ende der 80er schon gelockert und 1986 oder '88 gaben sogar Uriah Heep ein Konzert in Sofia. Aber einfach so im Laden hingehen und sich die Platte oder die Kassette zu kaufen (CD-Player kannte ich damals nur von Bildern in Metal Hammer und vom Hörensagen) zu holen war nicht drin. Die wenigsten lizenzierten Alben (DIO - "The Last In Line", Whitesnake - "Whitesnake", Yngwie Malmsteen - "Odyssey") standen bei jedem in der Sammlung und sammelten Staub in den wenigen Plattenläden. Alles andere wurde unter der Hand verbreitet. Von Fan zu Fan, unentgeltlich oder im Austausch für anderes. Wer eine große Sammlung hatte, dürfte sich sehr sehr reich schätzen. Wessen Kassetten auch gut erhalten waren, doppelt so.

Zum Glück gab es im damaligen staatlichen Radiosender auch eine Sendung, die jeden Sonntag ab 22.00 lief. Hieß einfach "Sonntag" und war spezialisiert auf Hardrock und Metal aller Couleur. Unzählige Sonntage habe ich in der Dunkelheit an mein Schreibtisch verbracht. Mit Kopfhörern. Anders konnte man nicht voll aufdrehen. Und immer die aktuellsten News und die aktuellen Metal-Hits, Berichte von dem, wer auf Tour ist, welche Band ein neues Album aufnimmt oder sich aufgelöst hat. Im großen und ganzen eine Radioausgabe des aktuellen Metal Hammer. Oder Kerrang!

Der Schicksal oder der liebe Gott hat mich mit einem etwas eigenartigen Musikgeschmack verflucht. Oder gesegnet. Einige Sonntagnacht-Songs haben sich bis heute in meinem Hörgedächtnis gebrannt. Besonders welche von weiblichen Bands. Vixen, Phantom Blue, Lita Ford, Warlock, Doro, Joan Jett...ja, ich mochte sie und mag sie immer noch alle.

Und heute hat sich wieder mein Hörgedächtnis gemeldet. Und mir so etwas wie die Sonnenseite der Wolke beschert. In der Erinnerung eines längst vergessenen Songs einer längst vergessenen Band namens "Laos". Kräftiger, schön melodischer Power Metal mit einer weiblichen Stimme. Leider ein One-Hit-Wonder. Und (un)passend zu meiner momentanen Situation hieß der einzige Song, den ich von der Band gehört habe, "Straight To The Top".

Zu gut, daß man im Internet-Zeitalter sowas bequem bei Amazon oder sonstwo suchen kann und nicht sich durch die Metalszene einer Millionenstadt irgendwo in Osteuropa durchfragen muß (ohne Aussicht auf Erfolg, wohlgemerkt). Und da war es. Das einzige Album dieser Band, erhältlich ohne weiteres auf dem Amazon Marketplace. Nur ein Paar Mausklicks entfernt. Erinnerte mich irgendwie an damals. Wo es fast mehr Spaß war, die Vorlage zum Kopieren und die Leerkassette in den Deck zu stecken und auf "Copy" bzw. "Dub" zu drücken, als die Musik nachher zu genießen.

Jetzt bin ich um ein paar Eurönchen ärmer, dafür aber kann ich in wenigen Tagen (wer weiß, vielleicht schon morgen?) wieder diese Musik genießen. Auf CD. Und mich darauf freuen. Wie war das noch, Vorfreude ist die schönste Freude?

Alte Musik und die Sonnenseite der Wolke. Ganz nah beieinander.

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